Zwei Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Ausprägung finden am Mittwoch, 9.11.2022 in der Nikolaikirche Jüterbog statt - und haben doch einiges miteinander zu tun: Um 17.00 Uhr werden im Rahmen einer kleinen "Vernissage" die Ergebnisse der Religionsphilosophischen Schulwoche vorgestellt, die vor zwei Wochen gemeinsam mit dem Goethe-Schiller-Gymnasium Jüterbog stattfand. Und um 19.00 Uhr wird zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen, um der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft zu wehren und Schritte aufeinander zu zu machen.
Die Religionsphilosophische Schulwoche, die Pfarrer Tileman Wiarda und die Konfirmandenmitarbeiterin Christiane Zscherpel gemeinsam mit Lehrkräften des Jüterboger Gymnasiums vorbereitet und durchgeführt haben, stand unter dem Thema "Judenverfolgung und Holocaust". In ganz unterschiedlichen Weisen beschäftigten sich die 58 Schülerinnen und Schüler der 11. Klassenstufe mit dem schwierigen Themenkomplex. Offen und ehrlich setzten sich alle Teilnehmenden damit auseinander, wie es zu den Ereignissen der Jahre 1933 bis 1945 kommen konnte und stellten sich die Frage, wie man heute solchen Anfängen wehren könnte. Besuche im Jüdischen Museum in Berlin, auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee und den Gedenkstätten am Bahnhof Grunwald sowie in der Berliner Rosenstraße standen ebenso auf dem Programm wie Seminare zu historischen Gründen für Antisemitismus und Antijudaismus. Die eigene Auseinandersetzung wurde künstlerisch bewältigt - es entstanden bildnerische, klangliche und poetische Kunstwerke, die am 9.11. Interessierten vorgestellt werden sollen. Eine anschließende Gesprächsrunde wird den ersten Teil des 9. November abrunden, bei dem so an die Pogromnacht vom 9.11.1938 erinnert werden soll.
Um 19 Uhr geht es im Gespräch um die aktuellen Fragen, die viele Menschen heute bewegen: Wie kann das Auseinanderdriften der Gesellschaft verhindert werden? Ganz unterschiedliche Denkansätze und Erklärungsentwürfe kursieren, die einzuordnen versuchen, was weltweit und in Deutschland derzeit geschieht: Coronakrise, Ukrainekrieg, Inflation... Ein Gespräch der einander gegenüberstehenden Lager scheint kaum noch möglich. In der Tradition des Wendeherbstes 1989, als die Kirchen ihre Türen für Gespräche öffneten, wollen wir das auch in diesem Jahr am 9.11. tun. In der Form eines "open space" darf jede und jeder zu Wort kommen - und hoffentlich ins Gespräch miteinander. Einzige Voraussetzung: Wir bleiben auf dem Boden der mühevoll errungenen Werte unserer freiheitlichen Gesellschaft und der Gesetze unseres Landes, unterstellen allen demokratisch gewählten Kräften, nach ihren Möglichkeiten das Beste zu wollen und suchen so gemeinsam Wege aus den Krisen.
Zu beiden Veranstaltungen gilt unsere herzlichste Einladung.
Für die Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Jüterbog
Pfarrer Tileman Wiarda
Planeberg 71
14913 Jüterbog
Tel.: 03372/432 891
Mobil: 0179/222 000 7
